Freitag, 20. März 2009

Was haben die Römer eigentlich für uns getan?

Jetzt haben wir auch endlich unsere postkoloniale Diskussion: an den nächsten zwei Sonntagen zeigt Terra-X den Kampf um Germanien. Die Schlacht im Teutoburger Wald wird da wahrscheinlich wie üblich unterhaltsam aufbereitet mit Schnitten schneller als der Schall, schwindelerregenden Kameraschwenks und aufgeregt umherlaufenden Statistenhorden. Darüber - und den homöopathischen Informationsgehalt - will sich ja niemand beschweren: das ist Fernsehen wie es oft erfolgreich ist. Und manchmal macht es ja auch Spass.

Aber die FAZ hat sie heute auf ihrer Medienseite im Feuilleton bitterlich beschwert, dass der Film die Römer als brutale Besatzer darstellt, die bei aller Überlegenheit stumpfsinnig in den Wald tappen, um sich vom Naturvolk der Germanen abschlachten zu lassen, das ansonsten in kleinen Weilern seinem agrarischen Leben nachgeht. Spüren wir da auf Seiten von Terra-X etwa Ansätze einer Klage wider den kolonialen Besatzer von einst? Denn was haben die Römer denn schon für uns getan? Das Aquädukt? Ach bitte.... das ist ja wohl kaum mehr als eine antiquarische Altlast, ein kariöser Rest einstiger Größe, der uns bestes Bauland verstellt. Das römische Recht? Naja gut, vielleicht das: obwohl dem einen oder anderen die germanische Form des Über-Zeugens besser gefallen würde. Aber sonst? Vielleicht ist dann ja mal eine Grundsatzdiskussion über die Schuld der Römer an der blutigen europäischen Geschichte fällig - inklusive Forderungen nach Wirtschaftshilfe.

Vielleicht auch nicht: schließlich endete das Ganze in einer sehr erfolgreichen Variante der Maxime "If you can't beat 'em, join 'em", was dem Imperium Romanum dann schließlich das Licht ausgepustet hat.

Ach übrigens - von Sophia McDougall gibt es Romanitas, einen manchmal etwas bemühten Roman über eine Welt, in der das Imperium Romanum die ungewaschenen Naturvölker erfolgreicher pazifiziert hat. No Dark Ages und Amerika nur eine Provinz....

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